7. Vortrag/Workshop "Fernsehnutzung im Alter: Einzigartige, neue Studienergebnisse von Dagmar Wagner zu der heilsamen, positiven Wirkung der Lieblingssendungen im Fernsehen bei älteren Menschen"

Über 60jährige sehen täglich durchschnittlich 5,5 Stunden Fernsehen: Welche Bedeutung hat das Fernsehen für ältere Menschen und wie nutzen sie diese?

Dagmar Wagner hat in einer neuartigen wissenschaftlichen Studie mittels einer Onlineumfrage 250 Senior:innen älter als 58 Jahre zu deren Lieblingssendungen befragt.  

Die bemerkenswerten und überraschenden Forschungsergebnisse zu ihrer Masterarbeit zum Thema „Die Bedeutung der Lieblingssendungen im Fernsehen für ältere Menschen ab 58 Jahren" lassen aufhorchen:

243 Personen nahmen dieser Onlinestudie teil. Wie wichtig die Lieblingssendungen im täglichen Fernsehgebrauch sind, wurde eindrucksvoll unter Beweis gestellt: 2/3 der täglichen Fernsehnutzung wird mit der Lieblingssendung verbracht, und das Tag für Tag als eine ganz bewusste Entscheidung:

Ältere Menschen sehen, was sie lieben!

Die Vielfalt des Alters und damit die von älteren Menschen spiegelt sich auch in den Themen ihrer Lieblingssendungen: Inhaltliche Präferenzen lassen sich nicht verallgemeinern. Menschen sind verschieden, und ihre Geschmäcker sind es auch.

Ein statistisch signifikantes Ergebnis zeigte sich in manchen Themenbereichen für die emotionsregulative Wirkung der Lieblingssendung auf den Zusammenhang zwischen Einsamkeit und Lebenszufriedenheit: Je enger die Bindung an die Lieblingssendungen aus bestimmten Themenbereichen ist, umso weniger reduziert das Einsamkeitserleben die allgemeine gegenwärtige Lebenszufriedenheit. Einfacher formuliert: Die Lieblingssendung reduziert die negative Wirkung des Einsamkeitserlebens auf die Lebenszufriedenheit. Dies ist ein beeindruckender Befund, der zeigt:

Fernsehen ist besser als sein Ruf

Und das ist eigentlich eine gute Nachricht, denn bislang haben sich wissenschaftliche Untersuchungen vorwiegend auf die negativen Effekte von ausgiebigem Fernsehkonsum konzentriert, deren warnende Ergebnisse keineswegs in Frage gestellt werden. Menschen ab dem 65. Lebensjahr verbrachten im Jahr 2022 in Westdeutschland durchschnittlich 347 Minuten und in Ostdeutschland 391 Minuten täglich vor dem Fernseher (Media Perspektiven Basisdaten, 2022). Das macht das Fernsehen zu einem Leitmedium des Alters und unterstreicht die Bedeutung des Fernsehkonsums als wichtige Freizeitaktivität, die allerdings immer von einem schlechten Gewissen begleitet wird:

Sollte man nicht etwas Sinnvolleres tun?

Die gesellschaftlich verankerte, negative Bewertung der Freizeitaktivität „Fernsehen" wurde im Kommentar eines Studienteilnehmers so formuliert:

„Es gibt wichtigere Aktivitäten als vor dem Fernseher zu verblöden, krank und einsam zu werden."

Diese weit verbreitete Stigmatisierung von Fernsehkonsum bestätigte sich auch während der zweijährigen Recherchephase zur Masterarbeit: Hoher Fernsehkonsum ist schambesetzt, und wird sich auch selbst gegenüber nicht eingestanden. Man spricht einfach nicht darüber. Umso mehr begrüßten die Interviewpartner:innen meiner qualitativen Rechercheinterviews sowie die Teilnehmer:innen der anschließenden quantitativen Onlineumfrage die Möglichkeit, sich einmal intensiv Gedanken zum eigenen Fernsehkonsum zu machen. Dies wurde in den vielen Kommentaren zur Onlinestudie bestätigt.

Der differenzierte Blick auf die Fernsehnutzung unter dem Aspekt der Lieblingssendung gibt nun einen wichtigen Hinweis, dass Fernsehnutzung für Senioren nicht nur ein passives „Hocken vor der Glotze" ist. Mit den Ergebnissen dieser Studie sollen den gesellschaftlichen Diskurs dazu um eine neuen Aspekt erweitern:

Lassen Sie uns über „Lieblingssendungen" reden!

Erweitern wir das Schreckensbild vom tristen Leben älterer und hochaltriger Menschen vor dem Fernseher um eine positive Perspektive. Vielleicht sind ja auch Sie daran interessiert?! Das würde mich aufrichtig freuen! Der Gesprächsbedarf älterer Menschen zum Thema Fernsehen und Lieblingssendung ist hoch! Möglichkeiten gibt es kaum dazu. Selbst im privaten Rahmen wird das Thema gemieden.

Die Lieblingssendung im Fernsehen bietet sich auch an

 

Weil Fernsehnutzung im Alter mehr als nur eine stupide Gewohnheit ist!

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