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Am 10. Juli 2021 habe ich bereits hier in meinem BLOG darüber berichtet:  Die Allianz bietet eine Pflegeversicherung an, und da muss natürlich auch ein Bedarf geweckt werden. Also versuchen sie es mit einer Angstbotschaft: 3 von 5 Deutschen werden pflegebedürftig. 

Und ich sags nochmal vorab: Es ist vernünftig, sich über das Szenarium einer eventuellen Pflegebedürftigkeit und die damit verbundenen Kosten Gedanken zu machen!

Die Allianz hat auf meine Anfrage geantwortet und mir den Pflegereport 2020 der Barmer Ersatzkasse zugeschickt. Das half mir nicht viel weiter, also schrieb ich wieder hin und erhielt folgende Antwort:

"Liebe Frau Wagner,
die Aussage „3 von 5" ist ein statistischer Durchschnittswert, der auf der Grundlage unserer Pflegedaten ermittelt wurde. In dem Kollektiv unserer Versicherten lässt sich ermitteln, in welchem Alter wie viele Versicherungsnehmer erstmals pflegebedürftig werden. Berücksichtigt man dann zusätzlich die Lebenserwartung in Abhängigkeit vom jeweiligen Alter, kann die Wahrscheinlichkeit während seines Lebens pflegebedürftig zu werden, berechnet werden. Dies führt zu der Aussage „3 von 5" oder analog 60%.

Der Barmer GEK-Report, in dem die Daten genau erhoben wurden, liegt schon ein paar Jahre zurück und hat getrennte Aussagen für Männer und Frauen gemacht. Wenn man berücksichtigt, dass der Männer- und Frauenanteil jeweils rd. 50% beträgt, kommt man aber zum gleichen Ergebnis."

Aber auch damit war ich nicht so richtig zufrieden und fand mit Unterstützung eines Statistikgenies (danke sehr!!!) Hilfe.

In dem Pflegereport 2019 der Barmer Ersatzkasse  steht auf Seite 71:

"Bezüglich der Lebenszeitprävalenz zeigen die auf die Zahl der Verstorbenen in Deutsch- land im Jahr 2017 (Statistisches Bundesamt, 2019d) hochgerechneten Versichertendaten der BARMER, dass drei von vier im Jahr 2017 verstorbenen Frauen und sechs von zehn 2017 verstorbenen Männern zuvor pflegebedürftig im sozialrechtlichen Sinne waren (ohne Abbildung). Für die Hälfte der Männer, die vor ihrem Tod pflegebedürftig waren, hat die Pflege keine 17 Monate gedauert. Für die Hälfte der 2017 verstorbenen, jemals pflegebedürftigen Frauen dauerte die Pflege bis zu 33 Monate. Für ein Viertel der verstorbenen, pflegebedürftigen Männer dauerte die Pflege aber auch länger als 46 Monate und für ein Viertel der verstorbenen, pflegebedürftigen Frauen länger als 69 Monate. Verglichen mit den prospektiven Kohortenbetrachtungen (Abbildung 2.10) zeigt sich, dass diese retrospektive Betrachtung die aktuellen Verweildauern unterschätzt. Denn schon für die Eintrittskohorte 2016 sind selbst nach 36 Monaten noch 52,6 Prozent pflegebedürftig."

Diese Zahlen ähneln also denen der Allianz, das muss man anerkennen: 75% der Frauen und 60% der Männer - die im Jahr 2017 verstorben sind - werden vor ihrem Tod pflegebedürftig. Also mit der Aussage 3 von 5 Deutschen kommt man schon hin.

Allerdings: Die Allianz  sagt nichts über die Dauer der Pflegebedürftigkeit.

Bei 50% der pflegebedürftigen Männer dauert die Pflegebedürftigkeit keine 17 Monate, bei 50% der Frauen sind es bis zu 33 Monate. 

Bei 25% der Männer dauerte es aber auch länger als 46 Monate und bei 25% der Frauen länger als 69 Monate.

Jetzt müsste man die Kosten für eine Pflegeversicherung durchrechnen, ab wann man wieviel einzahlt, und dann mit den Pflegekosten vergleichen, die anfallen könnten für ein, zwei, drei oder mehr Jahre!

Dann haben Sie eine vernünftige Entscheidungsgrundlage.

Denn unter Umständen legen Sie das Geld auch anders zur Seite (ist schwierig im Moment - ich weiß), und wenn Sie es nicht brauchen sollten, dann freuen sich Ihre Erben darüber!