Von Dagmar Wagner on Montag, 23. Mai 2022
Kategorie: Aktuelles

Meine persönliche Biografiearbeit: Nach Jahrzehnten bin ich heute Autoscooter gefahren...

Ich hatte von einem kleinen Rummelplatz in meinem hessischen Heimatort Wächtersbach gehört, direkt neben der jährlichen Frühjahrsmesse. Aus der Ferne entdeckte ich eine Bahn  mit Autoscootern und dachte: Das muss ich einfach mal wieder machen. Ich wurde noch gewarnt, dass das gefährlich sei für den Rücken. Jedenfalls bin ich heute am frühen Abend hin und da war erst mal niemand, der oder die gefahren ist. Dann mal los. Diese Dinger sind schon ganz schön schnell, das Rückwärtsfahren hatte ich irgendwie vergessen. Aber ich habe dann einfach das Lenkrad so lange gedreht, bis die Karre wieder nach vorne gefahren ist.

Kurzum: Manche Erinnerungen sollte man so behalten, wie sie im Kopf sind. Mit 62 Jahren ist es halt nicht mehr so der Brüller. Als dann Gruppen von sehr jungen Mädchen und Jungs - streng getrennt - kamen, da musste ich schmunzeln. Ja so war das früher auch bei uns. Es gibt Dinge, die ändern sich doch eben nie. 

Und es sind eben diese Autoscootergeschichten, die man beim Fahren oder beim Zuschauen erlebt hat, die - zumindest mich - lebenslang begleiten.

Ich weiß nicht mehr, wie alt ich war, vielleicht 12/13 Jahre alt. Meine Freundinnen und ich verabredeten uns bei den Autoscootern. In einer kleinen Stadt kennt man sich, bis plötzlich ein fremder, vielleicht 16jähriger Junge auftauchte, und einsam seine Runden fuhr. Ja diese "Fremden"...Plötzlich hielt er genau bei mir an und fragte, ob ich einsteigen möchte. Er war schon ein interessanter Typ - ich meine, so interessant man halt mit 15/16 Jahren sein kann, ist ja alles eine Frage der Perspektive. Waren seine Chips aus, stieg ich aus mit einer freundlichen Verabschiedung. Er kaufte neue Chips, hielt wieder bei mir an, und fragte wieder, ob ich mitfahren möchte. So ging das über mehrere Tage. Ich glaube, wir haben kein einziges Wort gewechselt. Uns allen war klar: Das war ein Junge mit einem großen Geheimnis. Denn zum Rummelbetrieb gehörte er nicht, war wohl bei irgendeiner Oma zu Besuch. Irgendwann zog der Rummel weiter und meine Autoscooterbegleitung auch. Er war nie wieder gesehen. Vielleicht folgte er ja dem Rummelbetrieb und zog woanders seine Bahnen mit einem anderen Mädchen. Mir jedenfalls blieb er ewig lang im Kopf - bis heute- weil das natürlich schon seltsam war. Vielleicht hatte ich ja heute gehofft, ihn wiederzusehen? Eine ganz klassische Geschichte zu "Der große Unbekannte"!

:-)

Was ist Ihre/eure Autoscootergeschichte.

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