Toni Hubalek, 61, ist Fahrlehrer in der Nähe von München und führt für den ADAC kostenlose Tests auf Fahrtauglichkeit für Senior:innen durch. Beim Fahr-Fitness-Check vom ADAC machten 2021 1278 Personen und
2019 2337mit. „Ohne Risiko für Ihren Führerschein!", so schreibt der ADAC auf seinem Flyer.
Hier also kann niemand durchfallen, es wird auch keine Meldung gemacht, sollten sich Prüflinge wenig geeignet für den Straßenverkehr erweisen. Und das ist leider nicht selten der Fall, meint Hubalek nach den 45minütigen Testfahrten. Bei der Besprechung hinterher kann er auf die Fahrfehler aufmerksam machen, aber nicht alle zeigen sich einsichtig. Es beginnt mit einer Rechts-vor-links-Kreuzung, da fallen die meisten schon durch. Bei vielen ist die Führerscheinprüfung schon gute 60 Jahreher.
Bei mancher Anekdote muss man schmunzeln, obwohl es eigentlich zum….: Ein 78jähriger fährt gerne freihändig und tritt bei einer auf grün umspringenden Ampel ordentlich aufs Gas - die Hände hält er dabei im Schoß. Manche sprechen langsam und fahren sehr schnell. Das Radio ist auf volle Lautstärke gedreht. Ob man da das Martinshorn noch hört? Jeder Senior fährt anders. Wenn er um sein Leben fürchten muss, beendet der Fahrlehrer manchmal lieber vorzeitig die Stunde und geht zu Fuß zurück. Denn er fährt in den Privatautos der Senior:innen mit, und hat keine Möglichkeit, einzugreifen.
Nur in Deutschland gilt immer noch - für bestimmte Jahrgänge - der Führerschein auf Lebenszeit. In Großbritannien müssen Bürger:innen älter als 70 Jahre alle 3 Jahre zum Gesundheitscheck. In Spanien müssen über 65jährige alle 5 Jahre zum Führerscheintest, in der Schweiz die über 75jährigen alle 2 Jahre zur verkehrsmedizinischen Kontrolle. In Italien wird für über 50jährige alle 5 Jahre der Führerschein verlängert, für über 70jährige alle drei Jahre und für die über 80jährigen alle zwei Jahre - nach einem Test.
2,7 Mio Menschen in Deutschland sind älter als 85 Jahre. 2021 waren in der BRD an 14% der Unfälle mit Personenschaden Personen älter als 65. Das mag harmlos klingen, aber es sind eben anteilsmäßig weniger über 65jährige unterwegs.Sind über 75jährige in einen Unfall verwickelt, tragen sie zu 76% die Hauptschuld.
Warum nicht mehr passiert? Toni Hubalek meint: Oft passen auch nur die anderen Verkehrsteilnehmer besser auf. Und berichtet von einem Schulkind, das ein Prüfling am Zebrastreifenfen übersehen hat. Das Kind blieb zum Glück stehen.
Aber auch das muss gesagt werden: Es kommen auch viele sehr verantwortungsbewusste Senior:innen zu ihm. Bevor sie ihre geliebten Enkel durch die Gegend kutschieren, möchten sie sich überzeugen, dass die Enkel bei ihnen im Auto sicher sind. Bravo. Hoffen wir, dass die meisten so denken!
Quelle: SZ Artikel von Julia Schreiner vom 10./11. Dezember 2022