Menschen, die auf der Suche nach einer Biografin sind, haben oft meine Webseite studiert, und sich schließlich ein Herz gefasst, mich einfach anzurufen. Ich bin immer dankbar für diesen großen Vertrauensbeweis. Manche meiner Anrufer(innen) haben schwere Schicksale gemeistert, die sie sich nun von der Seele schreiben (lassen) wollen. Beim ersten Telefonat erfahre ich natürlich nie den ganzen Umfang der Geschichte, aber ich spüre, dass es das ein oder andere Päckchen zu tragen gibt. Manchmal werde ich dann direkt gefragt:
„Halten Sie das denn überhaupt aus, Frau Wagner?“
Denn sie befürchten, mich mit ihrer Geschichte zu sehr belasten zu müssen.
Ich finde es schwierig, darauf eine angemessene Antwort zu finden. Für mich gehören die schweren Abschnitte einer Lebensgeschichte einfach dazu, und ich denke, dass jede Biografin, jeder Biograf ganz genau so denkt.
Die persönliche Belastbarkeit aber am Telefon unter Beweis zu stellen - das ist allerdings eine wirklich komplizierte Aufgabe.
Mit den eigenen Schicksalsschlägen aufzuwarten, um damit persönliche Erfahrung zu demonstrieren, das gehört sich einfach nicht. Und das will ich auch nicht. Denn schließlich geht es ja nicht um mein Leben, sondern um das meiner Kunden.
Oder aber ganz lapidar zu antworten: „Das halte ich gut aus, machen Sie sich keine Sorgen.“ - das scheint mir auch nicht der richtige Weg zu sein. Fänden Sie das wirklich glaubwürdig? Ziemlich schwierig, finden Sie nicht?
Seit 25 Jahren widme ich mich den Lebensgeschichten anderer Menschen zu, habe also viel gehört und viel Erfahrung damit. Und nach den 35 Interviews mit Mördern und Mörderinnen in deutschen Gefängnissen, die ihren Lebenspartner aus `Liebe´ getötet haben, kann ich sagen: „Mir ist nichts Menschliches mehr fremd“. Natürlich helfen mir meine Kenntnisse aus meinem Studium, denn ich habe Psychologie als Nebenfach für meinen Magisterabschluss studiert. Doch all diese Informationen ersetzen nicht das eigene Gespür des Kunden für die Person am anderen Ende der Leitung:
Ich glaube, man kann als Anrufer schon durch die Art des Zuhörens und der Fragen, die die Biografin/der Biograf stellt, spüren, ob sie oder er für die entsprechende Lebensgeschichte ausreichend Lebenserfahrung und Feingefühl besitzt.
Aber Sie können noch so lange miteinander telefonieren, letztlich ist das persönliche Gespräch durch nichts zu ersetzen. Man muss sich gegenüber sitzen und reden, eine andere wirklich gute Lösung weiß ich nicht.
Was meinen Sie? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Ich wünsche Ihnen ein baldigen Frühling, und schicke Ihnen den ersten Ausblick darauf als Foto: das erste Gänseblümchen im Schnee vom letzten Jahr! Tapfer, nicht?
Alles alles Liebe von
Ihrer Dagmar Wagner
Foto: Moritz Wagner (www.gallery.me.com/mn.wagner)