Emma Schweiger (Til Schweigers Tochter) spielt die Enkelin des demenzkranken Dieter Hallervorden, beide machen das ziemlich gut!
Es hat ein wenig gedauert, bis ich mir den Film anschauen konnte. Aber es war mir wichtig, denn während meiner Vorträge zum Thema „Positive Veränderungen des Gehirns ab dem 50. Lebensjahr“ erlebe ich ja häufig eine sehr diffuse Angst vor Demenz, nur weil Mann oder Frau ab 50 etwas vergesslicher wird. Darum habe ich mir anhand wissenschaftlicher Literatur seriöse Prognosen zu den zukünftigen Zahlen möglicher Demenzerkrankungen besorgt. Hier für Sie nun die Zahlen aus dem Buch: „Demografie der Demenz“ von Frau Prof. Dr. Gabriele Doblhammer et al. von der Universität Rostock. Sie forscht in erster Linie zur Gesundheit älterer Menschen und ist auf Demenz spezialisiert. Und so berechnet man das:
Wie werden die zahlen zukünftiger Demenzkranker eigentlich berechnet?
Aktuell leben in Deutschland circa 1,4 Millionen Demenzkranke und das bei einem Anteil von circa 22% über 65jähriger.
Wenn der Anteil der über 65jährigen in Deutschland tatsächlich bis zum Jahr 2050 auf 33% steigt, und diese Älteren in dem gleichen Maße an Demenz erkranken, wie das die Menschen in den letzten Jahrzehnten taten, dann ist mit einer Zahl von 3 Millionen Demenzerkrankungen im Jahr 2050 zu rechnen.
Dieses Horrorszenario wird im Journalismus gerne verwendet, es wird dann einfach von einer Verdopplung gesprochen!
Hochaltrig und weiblich
Das Demenzrisiko nimmt mit zunehmenden Alter zu: Unter den 65-69jährigen erkranken 1-2%, bei den 70-74jährigen sind es 4%, bei den 75-79jährigen etwa 7% und ab dem 80. Lebensalter spielt das Geschlecht eine entscheidende Rolle:
Bei den 80-84jährigen erkranken 11% der Männer aber 16% der Frauen. Bei den 85-89jährigen sind es 18% der Männer aber 21% der Frauen. Und bei den 90-94jährigen sind es 27% der Männer und 36% der Frauen.
Sie sehen: Demenz ist sehr an Hochaltrigkeit und Geschlecht gebunden, hochaltrige Frauen sind besonders betroffen.
Für die Zukunftsprognosen muss man allerdings Folgendes berücksichtigen:
Im Moment können wir gar nicht sagen, dass die Frauen, die heute älter als 40 Jahre sind, dass diese alle im gleichen Maße an Demenz erkranken, wie die Frauen von früher. Denn die heutigen Frauen sind viel besser ausgebildet, mehr berufstätig und eigenständiger, als das die Frauen von früher waren und noch sind. Demenz ist nämlich häufig bei Frauen anzutreffen, die kontaktarm, ohne Interessen und Abwechslung sind. Die klassische Witwe von früher, die nur Hausfrau war, und sich nach dem Tod des Mannes abgekapselt hat - dieses Frauenbild ist überholt. Darum ist nicht anzunehmen, dass die heutigen Frauen so sehr von Demenz betroffen sein werden, wie es in der aktuellen Berechnung angenommen wird! Außerdem gibt es heute mehr Aufklärung, eine bessere gesundheitliche Versorgung und vor allem tun die „Älteren“ viel mehr und das sehr bewusst, um fit zu bleiben.
Allein wenn die Lebenserwartung nicht so stark zunimmt, wie angenommen, verringert sich die Zahl der prognostizierten Demenzerkrankungen schon auf 2,4 Millionen in 2050.
Und wenn man dann noch berücksichtig, dass die Anfälligkeit für eine Demenzerkrankung grundsätzlich zurückgeht, dann verringern sich die Fälle sogar auf 2 Millionen. Viele Faktoren spielen nämlich eine Rolle. Hören Sie also genau hin, wenn Sie demnächst Zahlen zu diesem Thema präsentiert bekommen.
Und nun zum Film:
Til Schweigers Filme „Honig im Kopf“ erzählt die Geschichte eines alten demenzkranken Mannes (wunderbar gespielt und filmpreisverdächtig von Dieter Hallervorden) für ein Massenpublikum. Und egal, wie man seine Filme findet: Das muss man erst einmal hinkriegen. Sein Publikumserfolg gibt ihm immer recht, so wie auch bei diesem Film, der dieses Mal auch mit lobenden Kritiken überhäuft wurde.
Bei „Honig im Kopf“ von Til Schweiger war mir natürlich von vorne herein klar, dass das Thema Demenz hier nicht „realitätsgetreu“ behandelt werden soll. Muss er meiner Meinung nach auch nicht, schließlich geht es um Unterhaltung, in diesem Fall allerdings mit einem etwas ernsthafteren Hintergrund. In seinen Interviews zum Film gibt sich Til Schweiger seriös und gewissenhaft, betont dabei immer wieder, wie intensiv er recherchiert hat - und auch das glaube ich ihm. Entertainment mit Anspruch also. Das ganze Projekt - ziemlich mutig von Til Schweiger finde ich!
Hier geht´s zum Trailer des Films!
Viel Spaß im Kino wünscht
Ihre Dagmar Wagner