Liebe KlientInnen, Interessierte und UnterstützerInnen von älterwerden.net und Wagner-Biografien!
Liebe Ü100 Fans!
Ich hoffe aufrichtig, es geht Ihnen allen gut!
Die Corona-Pandemie wird wieder dazu führen, dass unsere älteren Mitmenschen wieder mehr von der Außenwelt abgeschirmt werden müssen.
Eines soll vorher gesagt werden: Das Wichtigste ist, Menschenleben zu retten. Darüber gibt es nichts zu diskutieren.
Für die zukünftige Zeit müssen wir bei den Schutzvorkehrungen bedenken:
Von vielen Seiten aus dem Seniorenbereich wurden mir die negativen Auswirkungen des Lockdowns auf unsere älteren und ältesten Mitbewohner berichtet: Alterungsprozesse schreiten im rasanten Tempo voran. Wir sehen, wie wichtig Kommunikation, intellektuelle und emotionale Impulse unterschiedlichster Art und körperliche Bewegung für ältere Menschen sind.
Ich selbst habe auch privat viele liebe hochaltrige Menschen, die bereits unter gesundheitlichen Einschränkungen litten, extrem gealtert wiedergesehen: Sie sind zum Teil nur noch die „Hälfte" von dem, was sie vorher waren - das ist der Muskelschwund. Viele verloren ihren Lebensmut und darum Lebenswillen. Schlaganfallpatienten, die wieder ganz gut sprechen konnten, brachten nach dem Lockdown kaum noch ein Wort heraus.
Wir wissen alle: Diese Rückschritte sind so gut wie nicht mehr aufzuholen. Machen wir uns da nichts vor. Darum gilt nun unser besonderes Augenmerk wie wir eventuelle weitere Schutzmaßnahmen den besonderen Lebensbedingungen und Lebensnotwendigkeiten älterer Menschen anpassen können. Aber ich weiß auch: Das Personal in Pflege- und Seniorenheimen ist absolut überfordert allein schon mit dem organisatorischen Aufwand für die Hygienemaßnahmen.
Zumindest gab es jetzt eine ordentliche Lohnerhöhung, ein wichtiges Zeichen der Anerkennung.
Und noch etwas: Viele Menschen mussten alleine sterben, die Kinder durften ihre Eltern nicht in den Tod begleiten. Ich habe wirklich sehr traurige, bewegende Geschichten gehört. Dass gerade in diesen Fällen keine Ausnahmen gemacht wurden - das verstehe ich immer noch nicht. Dieser Schmerz wird die Überlebenden ihr Leben lang begleiten. Nicht zu wissen, wie die geliebte Person gestorben ist. Und das darf auf keinen Fall passieren - hier fordere ich eine andere Regelung.
Überlegen Sie, wie Sie Ihren älteren lieben Verwandten, Freunden, Bekannten mit einem Telefonat, einer kleinen Aufmerksamkeit, einem Brief - was auch immer, seien Sie kreativ - aufmuntern können. Geben Sie ihnen das Gefühl, dass sie eben nicht alleine sind, dass Sie an sie denken.
Ich weiß, dass auch Menschen im mittleren Alter unter den sozialen Einschränkungen leiden. Es betrifft uns alle. Ein ungezwungenes Treffen, davon träumen wir. Sich zu verabreden, Gäste einzuladen, zusammen am großen Tisch zu sitzen und zu essen. Und niemand weiß, wie lange das noch andauern soll. Aber: Überwinden wir unser "Leiden" und denken an die Ältesten. Halten wir durch. Humanität bedeutet auch, sich zurückzunehmen.
Ich weiß auch, dass das Miteinander in Deutschland von Mitverantwortung und Teilen geprägt ist.
Und zwar ist das die Mehrheit.