Es ist die Zeit des Miteinanders, des Zusammenkommens: Die Adventszeit, das Weihnachtsfest und Silvester. Ich war kürzlich zu einer schönen Geburtstagsfeier eines lieben Studienkollegen, den ich seit 40 Jahren kenne, eingeladen. Liebevoll, mit viel Mühe war alles hergerichtet von der Familie, da ist man gerne und genießt das Miteinander. Es waren gemäß meines Alters (fast 66 Jahre) also in erster Babyboomer zwischen 60-70 Jahre dabei. Ich war unter den ersten Gästen, und wir machten es uns auf den Sofas gemütlich. Kaum, dass jeder seinen Platz eingenommen hatte, ging es auch schon los:
"Ich habe solche Hüftschmerzen. Da muss was gemacht werden!"
"Ich habs am Knie."
"Ach das kenn ich alles, bei mir ist es inzwischen etwas besser. Ihr müsst zu dem...Doktor... oder wo geht ihr denn hin?"
"Wer operiert denn am Besten?"
Ich war wirklich sprachlos. Aus dem Stand tauschte man sich über seine Malaisen aus. Ich war völlig baff und versuchte es mit Humor:
"Ich gratuliere euch! Ihr habt es immerhin ganze 3 Minuten ohne eure Krankheitsgeschichten ausgehalten."
Mein Spaß kam überhaupt nicht an, sie haben mich gar nicht verstanden und redeten ewig weiter. Ich stand auf und setzte mich woanders hin.
Ich kann es seit Jahren bei meinen Eltern beobachten, wenn zu den Geburtstagen gratuliert wird. Gerade noch, dass man das übliche ALLES GUTE herausgebracht hat, schon gehts weiter mit all den Krankheitsgeschichten, den eigenen oder von anderen. Das Geburtstagskind muss das dann alles über sich ergehen lassen. Man will ja nicht unhöflich sein. Ich finde das ja wirklich unverschämt, besonders die hochaltrigen Menschen zum Geburtstag mit solchen Schauergeschichten zu überschütten.
Aber wie ich zunehmend selbst erleben darf, es fängt ja schon viel früher an:
Leute, sagt mal, habt ihr denn NICHTS BESSERES DRAUF?
Das solls nach 60 Jahren gewesen sein?
Ihr seid super ausgebildet, habt prima Jobs (gehabt) - und nun als "Senioren" fällt euch nichts anderes zum Reden ein?
Oder steckt was anderes dahinter?
Ist es die Angst vor den auch negativen Auswirkungen des Älterwerdens und ihr sucht nach Trost, weil es allen anderen ganz genauso geht?
Das ist ein schmaler Pfad, auf dem ihr da wandelt. Hört doch einfach auf damit.
Denn ich bin sicher: Ihr habt Besseres zu bieten.
Und außerdem werdet ihr euch viel besser fühlen, wenn ihr nach einer Feier nach Hause geht, und nicht so viel über eure Krankheiten oder Wehwehchen geplaudert habt.
Es lohnt sich vielleicht, einmal drüber nachzudenken!