Eine Klientin von mir ist Psychoanalytikerin und hat nach Beendigung ihrer Biografie, die ich schreiben durfte, folgende Erfahrung geteilt. Es geht dabei um den positiven Effekt von Biografiearbeit. Lesen Sie bitte:
"Diese Reise durch mein Leben hatte einen heilenden Effekt auf mich und zwar stärker als meine Psychoanalyse in den 70er Jahren. Das hängt sehr mit dem Zuhören können zusammen. In der Psychoanalyse erlernt man theoretisch, wie man mit Menschen umgeht, wie man die Fragen stellt. Aber man lernt nicht, einem Menschen, der von sich erzählt, richtig zuzuhören, also nicht so, wie ich es mir von einem Zuhörer wünschen würde.
Heutzutage habe ich den Eindruck, Therapeuten oder auch Menschen, die es gut mit dir meinen, kommen ganz schnell mit irgendwelchen Rezepten, ohne vorher ausreichend zugehört zu haben. Sie haben für alles Schubladen parat. Das ist wenig hilfreich, denn jeder muss seinen eigenen Weg finden und diesen dann gehen, so wie es mir jetzt gelungen ist. Das kann schon auch bei einer Therapie passieren, aber für mich hat sich erst durch meine Biografie einiges von selber gelöst. Ich habe jetzt alles erzählen können.
Heute glaube ich selbst als Analytikerin, dass es wichtiger ist, dass man sich aufgehoben und getragen fühlt, wenn man einer anderen Person etwas Schmerzliches von sich anvertraut. Das ist wichtiger als ein analytischer Kopf, der einem das ganz distanziert erklärt, woher der Schmerz kommt. Ich habe das selber als Therapeutin auch mit meinen Patienten so erlebt.
Mir hat diese biografische Arbeit gut getan, diese heilende Reise durch mein Leben. Das haben sogar meine Kinder gespürt."
Ich denke, ein Kommentar von mir erübrigt sich.
Herzliche Grüße von Ihrer Dagmar Wagner