Diese Frage erreicht mich aktuell häufig und wird auch überall diskutiert: Grundsätzlich will sich nicht jeder impfen lassen. Das möchte ich nicht kommentieren, denn das ist die persönliche Entscheidung eines jeden einzelnen Menschen.
Schwierig wird es, wenn mich eine Freundin fragt: Meine Mutter (96 Jahre) will sich nicht impfen lassen!
Die Tochter fühlt sich verantwortlich und weiß nicht, was sie tun soll: "Wenn ich das einfach so akzeptiere und sie bekommt Corona, dann werfe ich mir das mein ganzes Leben lang vor!"
Das versteht jeder. Eine schwierige Situation. Meine Eltern (83, 82) können es gar nicht erwarten, endlich geimpft zu werden. Mein Vater wählt jeden Tag die Nummer und schimpft wie ein Rohrspatz, weil "nix geht"!
Ich habe darum keinen Konflikt in dieser Angelegenheit. Aber die Situation meiner Freundin ist schwierig.
Natürlich gilt zuerst für die Tochter: "Den Willen meiner Mutter muss ich respektieren."
Ganz klar.
Aber einfach so? Kampflos?
Sie möchte, dass sich Ihre Mutter aufklären lässt, am Besten vom Hausarzt, einer Person ihres Vertrauens. Darum wird sie nun ihre Mutter bitten. Mehr kann sie auch gar nicht tun.
Aufklärung is das A und O. Hochaltrige Menschen haben in der Regel keinen Internetzugang. Sie müssen den Fernseh-, Radio- und Zeitungsnachrichten vertrauen. Mit komplexeren Hintergrundinformationen wird´s schwierig.
Ob jeder Impfzauderer die Möglichkeit erhält, persönlich mit seinem Hausarzt zu sprechen? Zumindest telefonisch? Ob es dafür Kapazitäten gibt?
Vorschreiben oder unsere hochaltrigen Mitbürger zwingen - das dürfen wir nicht.
Ich denke: Bleiben Sie ganz ruhig. Sprechen Sie in aller Ruhe mit Ihrem hochaltrigen Impfzauderer und hören Sie genau hin und zu. Fallen Sie Ihnen nicht ins Wort. Konzentrieren Sie sich ganz auf Ihren Gesprächspartner. Nehmen Sie sich Zeit dafür. Fragen Sie nach, lassen Sie sich die Sorgen ganz genau erklären. Wenn Sie gute Argumente haben, dann teilen Sie diese mit. Beginnen Sie die Sätze nicht mit ABER...Das Wichtigste ist: Der Mensch möchte sich ernst genommen fühlen mit seiner Sorge. Das ist der erste Schritt. Wenn Sie einige Sorgen nicht entkräften können mit Fachwissen, dann notieren Sie sich Unstimmigkeiten und holen Sie sich diese Informationen. Tragen Sie diese ganz neutral vor. Vermitteln Sie aufrichtig, dass Sie jede Entscheidung selbstverständlich akzeptieren.
Es gehört ABER auch dazu, hochaltrige Menschen über die Risiken der Nichtimpfung aufzuklären - ohne Ihnen Angst zu machen. Was es für Auswirkungen auf ihr weiteres Leben hat, wenn sie nicht geimpft sind.
Sie dürfen auch sagen, dass Sie das als Ihre Pflicht empfinden!