Eigentlich hat´s mich nicht wirklich überrascht, als ich gestern auf der Titelseite der Wochenendausgabe der Süddeutschen Zeitung vom 23.10.2021 den Artikel: "SCHMERZLICHE STILLE - Viele Menschen entfremden sich von ihren Eltern. Doch der Bruch muss nicht endgültig sein."
Ich habe bereits vor Monaten einen neuen Vortrag zum Thema "BEZIEHUNG ZU UNSEREN HOCHALTRIGEN ELTERN" entwickelt, den ich am kommenden Freitag, 29.10.2021 in Geretsried in Präsenz halten werden. (Mehr Info dazu siehe unter diesem LINK.)
Warum das Thema offensichtlich immer dringlicher wird, darüber kann ich nur spekulieren, aber ein ganz entscheidender Punkt dürfte sein:
Unsere Eltern werden immer älter, so alt wie noch nie. Wir "haben" sie also länger und begleiten sie beim Älterwerden.
Das gab es früher in einer derart ausgeprägten Form nicht. Und da es also etwas Neues ist, könnte es durchaus hilfreich sein, zu wissen: Ich bin mit dieser Herausforderung nicht allein auf der Welt!
Vor allem aber haben Sie ja auch mich, mein Vortrag kann Ihnen dabei wunderbar helfen, einen entspannteren Blick auf einige der möglichen "Schwierigkeiten" zu werfen.
Aber nun zum Artikel von Christina Berndt und ihre wichtigsten Punkte:
Ihr Artikel beschreibt kurz die Inhalte eines Artikels der beiden Soziologen Oliver Arrànz Becker und Karsten Hank im JOURNAL OF MARRIAGE AND FAMILY. Die beiden haben die Antworten von mehr als 10 000 Teilnehmern des deutschen Familienpanels (mehr dazu unter dem LINK) aus zehn Jahren ausgewertet.
1. Erkenntnis: Jeder 5. hat sich vom Vater entfremdet, jeder 10. hat sich von der Mutter entfremdet. Das bedeutet, dass sie weniger als einmal Kontakt monatlich haben und keine Nähe verspüren.
Und dabei gibt es keinen Unterschied zwischen Söhnen und Töchtern, also Söhne "entfremden" sich nicht häufiger von den Eltern als die Töchter.
(Das freut mich sehr, weil ich nämlich einen Sohn habe...)
2. Der mangelnde Kontakt wird ausgelöst durch schwerwiegende Ereignisse in der Familie wie zum Beispiel die Trennung der Eltern, der Tod eines Elternteils (hier wird das traumatische Ereignis nicht verarbeitet) oder oft eben auch durch Erbstreitigkeiten.
Oft aber setzt die Entfremdung schon viel früher ein, auch weil die Eltern nie wirklich Nähe aufgebaut haben und vielleicht nur rummeckern an ihren Kindern. Das solls ja auch geben, nicht alle Eltern sind Engel! Aber meistens wissen sie es nicht besser, weil sie es wiederum direkt nur von ihren Eltern kennen.
Aber es gibt einen positiven Ausblick:
44% der "Entfremdungen" lösen sich wieder auf, man kommt wieder ins Gespräch - denn das wäre ohnehin das Wichtigste.
Und genau das ist auch mein Rat, besonders aus meiner Biografiearbeit habe ich das gelernt: Zerstrittene Eltern-Kind-Beziehungen belasten beim Älterwerden immer mehr.
Bemühung Sie sich um den Kontakt, um eine Annäherung, es muss ja nicht gleich die große Liebe sein. Aber alles ist besser, als KEIN KONTAKT!
Glauben Sie es mir!
Hintergrundinfo zum Blogbeitrag:
Deutsches Beziehungs- und Familienpanel (pairfam)
Das Projekt "Panel Analysis of Intimate Relationships and Family Dynamics" (pairfam) ist eine repräsentative, interdisziplinäre Längsschnittstudie zur Erforschung partnerschaftlicher und familialer Lebensformen in der Bundesrepublik Deutschland.
Laufzeit: 01. Juni 2008 - 30. Juni 2022
Forschungsteam: Prof. Sonja Drobnič, PhD (Projektleitung) Nicolai Gröpler Timo Peter M.A. Richard Preetz Katharina Timmermann
Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) D