Ich bin GERONTOLOGIN, das ist ein Beruf, den viele nicht kennen. Die meisten denken, ich sei Geologin, hätte also mit alten, sehr alten Steinen zu tun. Das nehme ich mit Humor. Denn tatsächlich habe ich ja mit dem ALTER zu tun. Vielleicht erkläre ich mal, was ich warum wie tue. Wer Lust drauf hat, wird auch ein bisschen was zu unserer alternden Gesellschaft erfahren, vielleicht als Hintergrund ganz spannend.
Also:
Ich ermutige ältere Menschen und versuche, Ihnen ihre diffusen Ängste vor dem Älterwerden zu nehmen. Diese Ängste entstehen zum Teil auch durch die gesellschaft eher sehr negativ, defizitär verankerten Altersbilder. Alter wird gleichgesetzt mit Krankheit, Verlust an geistiger und körperlicher Fitness. Also:
ALTER = ABBAU
Dazu spuken viele Fehlinformationen letztlich in allen Köpfen, egal ob jung oder alt.
"Ach ja, ich spüre halt mein Alter!" "Ja das Alter!" "Das Alter macht sich bemerkbar!"
Die Folge daraus ist: Ältere trauen sich nichts mehr zu, und sind darum schwerer zu motivieren, sich aktiv einzubringen, teilzuhaben, sich irgendwie einzubringen, mitzumachen.
Aber unsere GESELLSCHAFT DES IMMER LÄNNGEREN LEBENS wird allerdings genau darauf angewiesen sein, um zu überleben. Denn mal ganz ehrlich: Was machen all die jetzigen über 60jährigen, die immerhin 30% unserer Gesellschaft darstellen.
Ich rede das Alter allerdings nicht schön, denn ja, einiges wird nicht besser. Aber einiges schon, ziemlich spannend, oder? Und das erkläre ich mit einfachen Worten und auch Humor. Danach fühlen sich meine Zuhörenden besser, haben mehr Selbstvertrauen, haben einen neuen Blickwinkel eingenommen.
Was ich mache, nennt man EMPOWERMENT.
Also:
- Ich nehme die oft sehr persönlichen Ängste und - weniger dramatisch - Unsicherheiten älterer Menschen sehr ernst. Aber leider werden diese nicht kommuniziert oder zugegeben, also fast nie offen artikuliert.
Denn engagierte Projektentwickler oder Anbieter vergessen manchmal Folgendes: die Diversität Älterer!
Nicht alle Älteren haben den gleichen Biss, die gleiche Courage oder Mut, die gleiche seelische, geistige und physische Konstitution, die gleiche Disziplin, selbst wenn sie die gleichen Fähigkeiten und Absichten haben, sich einzubringen. Manche haben mehr Angst als andere, manche sind kommunikativ, manche sind schüchtern.
Die tollsten Angebote oder Ideen, um Ältere einzubinden, sind ohne Erfolg, wenn sich die Älteren nichts „zutrauen".
Und da reicht es eben nicht aus, Mut zuzusprechen wie z.B.
„Ihr habt mehr Erfahrung. Ihr könnt das. Ihr seid toll. Ich habt schon so viel geleistet."
Die reine Behauptung, so wahr sie sein mag, hilft hier leider nicht weiter.
Auch die vielen Sachbücher, die Mutmacherliteratur, mal mehr, mal weniger persönlich, wird den Älteren die Unsicherheit und Ängste nicht nehmen.
Ich versuche es mit Aufklärung:
Ich erkläre Älteren ihre Stärken, und zwar so, dass es nachvollziehbar, eben glaubwürdig und auch humorvoll ist. Aber ich spreche auch über die Dinge, die „schlechter" werden im Alter, warum das aber gleichzeitig kein Grund zur Sorge ist. Denn viele befürchten bei jeder kleinsten Vergesslichkeit, an Demenz zu erkrankt zu sein. Demenz ist ohnehin das Damoklesschwert, das über allen Köpfen spätestens ab 50 Jahren schwebt. Sie vergessen einen Namen? Dann heißt´s:„Ach bei dir geht's auch schon los!" Und so weiter. Hier wird viel zu wenig aufgeklärt, was nämlich eine altersgerechte Vergesslichkeit ist und was Demenz.
Ältere Gehirne sind übrigens auch sehr kreative Gehirne, aber ich sage nicht nur: „Ihr seid kreativ!" Sondern ich erkläre auch, warum.
(In dem Buch "Positive Altersnpsychologie" von Hans Werner Wahl werden die Potenziale Älterer gut beschrieben!)
2.
Mein zweiter Ansatz ist Aufklärung zum Thema Alters-selbst-kriminierung oder Alter-selbst-bilder.
Die wissenschaftlichen Studien zu den gesundheitlichen Auswirkungen der Alters-selbst-kriminierung zeigen, dass ALTERN ganz maßgeblich auch im Kopf stattfindet! Der schädliche Einfluss negativer Alters-selbst-bilder auf Gesundheit und Kognition ist in vielen Studien nachgewiesen.Diese Studien erfahren in der BRD zu wenig Aufmerksamkeit.
Wenn Alters-selbst-bilder nachgewiesenermaßen so einen starken Einfluss auf Gesundheit und Kognition haben, dann muss zuallererst hier angesetzt werden. Das Buch DU BIST SO ALT, WIE DU DENKST" von Becca Levy sei allen ans Herz gelegt. Es ist auch für Nichtwissenschaftler lesbar! Die Kernbotschaft:
Ältere, die ihrem Alter positiver gegenüber stehen werden weniger krank, leben länger, sind kognitiv besser, genesen schneller.
Mein Empowerment bedeutet Prävention durch Änderung des "Mindset"!
Ich versuche, wirklich nachhaltig etwas in den Köpfen zu bewegen.
Denn das wahre Anti-Aging ist unsere innere Haltung.
Das ist die beste Prävention.
Das ist die Wurzel, aus der gutes Altern spriesst.
Aber: Mein Empowerment spricht nicht nur allein die Älteren an. Sondern auch Unternehmen, Human Resources, Führungspersonal, den Gesundheitsbereich, kulturelle Angebote. Es betrifft alle, die Projekte entwickeln, politische/wirtschaftliche/kulturelle Entscheidungen treffen - eben mit und für Senior:innen arbeiten.
Diese Änderung des Mindset kann eine große Wirkung haben:
- Entlastung der Sozial- und Gesundheitssysteme
- Stärkung des Arbeitsmarkts
durch Einsparungen von (Gesundheits-)Kosten, sowie einer Produktivitätssteigerung in Unternehmen, aufgrund leistungsstarker, selbstbewusster, gesünderer Mitarbeiter:innen.
So einfach ist das!