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    Willkommen auf meinem BLOG bei älterwerden.net!

    Ich freue mich, daß Sie meinen BLOG besuchen, mit dem ich rund um´s Thema Älterwerden  unterschiedliche spannende Aspekte aufgreifen möchte. 

    Gleichzeitig möchte ich Ihnen auch neue Sichtweisen erschließen, und empfehle Ihnen Bücher, Filme, Projekte und Links, die ich interessant und diskussionswürdig finde. Über den ein oder anderen Tipp von Ihnen würde ich mich natürlich ganz besonders freuen, genauso wie über einen regen Austausch mit Ihnen! Schreiben Sie mir doch einfach, und wenn Sie möchten, veröffentliche ich gerne Ihren Beitrag auf meinem BLOG.

    Machen Sie mit!

    Herzlichst Ihre Dagmar Wagner

8 minutes reading time (1669 words)

5. Teil meiner Blogreihe - Meine pflegebedürftigen Eltern - Erlebnisberichte. Welche Pflege ist wirklich nötig: ein täglicher Pflegedienst, eine 24-Stunden-Betreuung Zuhause oder Unterbringung in einem Pflegeheim? Oder geht’s noch anders?

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Bei zunehmender körperlicher und/oder geistiger Einschränkung im - besonders hohen - Alter schwebt die Unterbringung in ein Pflegeheim wie ein Damoklesschwert über unseren Köpfen. Nach einem Schlaganfall oder einer Operation nach einem Knochenbruch (der berühmte Oberschenkelhalsbruch) ist das meist die erste Frage, die das Umfeld stellt: „Und, können Sie denn noch…?"

Vielen von Ihnen kennen das sicherlich. Die Möglichkeiten der Versorgung und Pflege sind vielfältig. Für alle, die nicht den kompletten Text lesen wollen, habe ich die wichtigsten Tipps fett markiert!

Zuallererst: 

Auch ein hochaltriger Mensch kann sich unglaublich gut regenieren! Das kann einige Monate oder auch 1-2 Jahre dauern.

Als ich meinen Vater nach einem extrem schweren Schlaganfall am ersten Tag nach der Not-OP auf der Intensivstation sah, dachte ich sofort: Das wird nie wieder! Heute kommt er körperlich wieder halbwegs gut zurecht. Meine Mutter hatte eine OP nach einem Oberschenkelhalsbruch, eine Corona-Infektion gleich danach noch im Krankenhaus gefolgt von einer (klassischen) Lungenentzündung und dann extremen Nebenwirkungen auf die Antibiotika (Durchfall hoch drei) weggesteckt und kommt auch wieder halbwegs gut zurecht. Beide sind 87 Jahre alt. Also beide können noch Zuhause versorgt werden.

Manche Patient:innen aber erholen sich überhaupt nicht mehr und bleiben tatsächlich ans Bett gefesselt. Dann müssen Sie sich entscheiden, ob Sie die Pflege zuhause bewältigen können, oder ein Platz in einem Pflegeheim gesucht werden muss.

Meine Eltern haben sich wieder erstaunlich aufgerappelt. Grundsätzlich müssen erst abwarten, wie sich der Gesundheitszustand im Krankenhaus entwickelt, und danach noch die Reha. Aber Achtung: Kümmern Sie sich darum, dass Aktivierungen verschiedenster Art bereits im Krankenhaus beginnen (Krankengymnastik, Logopädie, ein paar Schritte gehen.) Da müssen Sie hinterher sein, denn das normale Pflegepersonal hat dafür keine Zeit, und selbst die Therapeut:innen sind so überfordert, dass diese - wenn überhaupt - nur selten kommen. Es gibt schlichtweg zu wenig Personal im Krankenhaus. Also das ist IHR JOB, da nachzuhaken, das freundlich einzufordern oder fragen: Was können wir denn als Familie bei unseren Besuchen beitragen zur Aktivierung oder REHA?

Wie z.B. „Raus aus dem Bett", eine Runde gehen, Spiele spielen, vorlesen etc. Betrachten Sie Fotoalben von früher und sprechen Sie über die Kindheit/Jugend der Patient:innen.

Manchmal kann es dauern, bis ein Rehaplatz frei wird, dann müssen die Patient:innen erst nach Hause, das allerdings ist weniger förderlich. Meistens wollen die Patient:innen danach nicht mehr zurück in eine Klinik. Oder sie werden in die Kurzzeitpflege gebracht - wenn die Pflege zuhause nicht möglich ist. All das ist verlorene Zeit, wenn die REHA sich so hinauszögert. Ist aber leider häufiger der Fall, weil auch Rehaplätze rar sind, denn für hochaltrige Menschen kommen die „normalen Rehaplätze" nicht in Frage, sondern nur eine geriatrische Rehabilitation. Und diese gibt es noch weniger.

Meine Eltern haben jeweils einen kostbaren Platz in einer geriatrischen Rehaklinik erhalten, aber auch das ist nicht immer ein Garant für Qualität. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.

Das Wichtigste nach der REHA: Lassen Sie sich aufklären, welche Maßnahmen zuhause weiterhin notwendig sein werden wie zum Beispiel Logopädie, Krankengymnastik etc. All das wird anfangs auch als Hausbesuch verschrieben. Aber auch hier gilt: Grundsätzlich bekommt man bei der Krankengymnastik kaum Termine. Und es gibt auch kaum Krankengymnasten:innen, die auf ältere Menschen spezialisiert sind.

Fazit:

Letztlich können Sie erst nach 3-6 Monaten oder auch 1-2 Jahren sagen, ob und wie sehr die Patient:innen eingeschränkt bleiben. Insofern sollte man mit der Einweisung in ein Pflegeheim nicht voreilig sein. Aber: Es gibt Familien, wo sich während der Phase der Rekonvaleszenz niemand kümmern kann oder nicht will. Dort wird die Person dann sofort in eine Pflegeeinrichtung untergebracht, und sehr wahrscheinlich auch nie wieder entlassen.

Für Zuhause gibt es folgende Unterstützungsmöglichkeiten:

  1. Suchen Sie eine Person, die auf Basis des Entlastungsbetrags (monatlich 135.- Euro) bestimmte Aktivierungen übernehmen kann, auch wenn es nur eine kleine Runde Spaziergang am Arm oder ein Gespräch ist. Je nach Bundesland sind die Voraussetzungen für die Personen, die das abrechnen dürfen, sehr verschieden. Bayern macht es super: Hier können Familienangehörige, Nachbarn das übernehmen. Hessen macht es uns sehr schwer: Da müssen die Personen ein Führungszeugnis, Erste-Hilfe-Schein etc ausweisen und sich bei der Gemeinde offiziell registrieren lassen, und den Betrag in der Steuer angeben, obwohl es ja absolut steuerfrei ist. Das wollte niemand, mit dem ich gesprochen habe! Personen, die auf dieser monatlichen 135 Euro Basis zu Ihnen kommen, sind kein Pflegepersonal und dürfen auch keine Medikamente verabreichen. Sie arbeiten wie eine Gesellschafter:in, die auch ein wenig Haushalt machen und einkaufen gehen, oder ihre Patient:innen zum Arztbesuch, Friseur etc fahren.

Natürlich: 135 Euro ist ein Tropfen auf den heißen Stein, aber:

Milliarden aus diesem TOPF werden in der BRD nicht abgerufen.

2. Pflegedienst: Sie werden in Ihrer Region sicherlich mehrere Pflegedienste finden, viele auf privater Basis, manchmal auch von der Gemeinde, so wie in meiner Stadt Wächtersbach, wo es unglaublich gut und professionell und schnell zugänglich ist. Hier hat die Stadt wirklich TOLLES geleistet. Anfangs habe ich den Pflegedienst für die Körperhygiene meines Vaters in Anspruch genommen, weil er Unterstützung benötigte. Aber das hat sich auch gebessert, und heute muss niemand mehr kommen. Trotzdem ist es eine unglaubliche Beruhigung, zu wissen, dass der Pflegedienst jeder Zeit wieder angerufen werden kann. Abrechnen tut der Pflegedienst direkt mit der Krankenkasse über die VERHINDERUNGSPFLEGE. Die Medikamente darf der Pflegedienst auch verabreichen und sortieren.

TIPP: Zuerst bei der Gemeinde/Stadt danach fragen!

3. Haushaltshilfe: Wer kauft ein, kocht, putzt, wäscht und bügelt? Und ganz schwierig: Wer kümmert sich jetzt um den Garten? Wenn es Ihnen finanziell irgendwie möglich ist, Sie selber das alles nicht schaffen, aber wegen eines Pflegegrades ab Stufe 2 ein Pflegegeld beziehen, dann können Sie jemanden engagieren. Aber auch hier: Erst mal jemanden finden! Hören Sie sich um, denn es muss ja auch gut zusammen passen.

TIPP:

Hilfen, die auf Basis des Entlastungsbetrags abrechnen, dürfen auch Haushaltsarbeiten übernehmen!

4. Manche Gemeinden oder Städte bieten auch eine Tagespflege an, bei der die zu Pflegenden für einige Stunden mit einem netten Unterhaltungsangebot versorgt werden. Auch das bietet z.B. die Stadt Wächtersbach. Absolut klasse und ein BRAVO dazu.Nur gibt es ein Problem: Es sind viele Demenzkranke darunter, und jemand ohne Demenz möchte dort aus Scham nicht hingebracht werden. Also hier ist die Hürde vor allem in kleineren Gemeinden groß. Man befürchtet Gerede: „Ach sie wird da jetzt auch hingebracht?" Dabei können alle Seiten nur profitieren: Die Familienangehörigen haben freie Zeit, die zu Pflegenden erhalten Anregungen, kommen auch aus ihren vier Wänden, und können sich mit anderen unterhalten. Nicht jeder alte Mensch dort hat Demenz. Aber natürlich empfinden es manche ältere Menschen als Ghettoisierung. Nur: Wie soll es gehen, wenn eben ein bestimmter Unterstützungsbedarf notwendig ist! Hier ist ein Umdenken erforderlich, besonders auf Seiten der Pflegebedürftigen. Dabei ist allerdings viel Einfühlungsvermögen gefragt.

5. Die 24-Stunden-Hilfe: Wenn das alles nicht klappt, dann muss jemand mit ins Boot und in die Wohnung/Haus ziehen. Das kostet 3000-5000 Euro im Monat, Unterbringung und Essen sind da allerdings noch nicht dabei. Es geht also nur, wenn Sie ein Zimmer frei haben für eine Person. Und nun haben viele von Ihnen sicher schon gehört, wie wenig das oft zusammenpasst. Kann aber auch gut gehen. Je nachdem, wie diese Person ausgebildet ist, darf sie Pflegeleistungen erbringen, die mit der Kasse abgerechnet werden. Je nachdem, von welcher Agentur Sie diese Hilfe vermittelt bekommen: Lohn, Ausbildung etc können sehr verschieden sein. Manche Agenturen beuten ihre Leute aus. Man fragt sich, wer verdient hier eigentlich? Wieviel von Ihrem Geld bleibt monatlich bei der Agentur? Natürlich soll auch diese verdienen, aber man muss es ja nicht übertreiben. Erkundigen Sie sich bitte! Also: Diese Personen müssen angemeldet sein, vergewissern Sie sich, dass alles für die BRD im gesetzlichen Rahmen verläuft. Und fragen Sie nach Referenzen!

6. Wichtig zu wissen: Die Krankenkasse unterstützt Umbauten in Badezimmer und Wohnungen sowie beim Kauf anderer Hilfsmittel, damit ein Leben Zuhause weiterhin möglich ist. Ein Treppenlift, Badewanneheber, Toilettenstuhl, Pflegebett, Badumbau etc…Für die Krankenkassen hat das absolute Priorität!!!!

7. Medikamentenversorgung: Wegen eines neuen Rezepts muss man heute nicht mehr in die Arztpraxis marschieren. Nutzen Sie das E-Rezept, das Sie per Email an die Praxis bestellen. Es ist eine wahrer Segen.

Im zwischenmenschlichen Bereich warten folgende große Herausforderungen auf Sie:

  1. Wie sehr muss und darf ich eine alte, rekonvaleszente Person noch fordern! Aus Studien wissen wir, der geistige und körperliche Abbau geht schneller, wenn alte hilfsbedürftige Menschen gar nichts mehr tun. Es ist eine Gratwanderung und erfordert extrem viel Fingerspitzengefühl. Manche Angehörigen nehmen ihren Hochaltrigen einfach alles ab - das ist nicht unbedingt hilfreich! Auch ich habe damit meine Probleme und bin manchmal einfach zu schnell bei der Hand, etwas für meine Eltern zu übernehmen…
  2. „Ich will keine Fremden im Haus!" Die meisten Hochaltrigen wollen am liebsten von ihren Familienangehörigen versorgt werden. Das entspricht gerontologischen Forschungsergebnissen, die besagen, dass ältere Menschen sich zunehmend auf ihre Familie konzentrieren, und kaum noch neue Kontakte eingehen wollen. Das ist einfach so. D.h. es kann schwer werden, dass familienfremde Pflegepersonen akzeptiert werden. Mein Vater hat schon einige aus dem Haus geworfen, bzw. erst gar nicht reingelassen…Ein Kampf!

Schlusswort:

Und ja - das liest sich alles sehr anstrengend - und JA, das war und ist es auch. Der Anfang war furchtbar, bis ich mich in alles - auch in diese verschiedenen Abrechnungsmodi der Krankenkasse und Anbieter - eingearbeitet habe. Aber sich einmal intensiv damit befassen - das lohnt sich, glauben Sie mir!

TIPP:Holen Sie sich Hilfe zu allen Fragen von unabhängigen Pflegeberater:innen wie in meinem Blogbeitrag beschrieben. Hier der LINK zum Nachlesen! Ich hatte so ein Riesenglück mit Frau Verena Campbell.

TIPP: Fragen Sie bei der Krankenkasse immer mal nach, wieviel Budget bei Entlastungsbeitrag oder Verhinderungspflege noch für das Jahr zur Verfügung stehen. Der Entlastungsbetrag verfällt nicht am Ende des Jahres sondern erst am 30.6. des folgenden Jahres.

TIPP: Wenden Sie sich immer an die Seniorenberater:innen in Ihrer Stadt oder Gemeinde, diese machen einen super Job, wie z.B. in Wächtersbach mit Frau Schmidt-Habermann.

Wichtigster TIPP zur Aktivierung: Lassen Sie sich aus der Vergangenheit erzählen! Hören Sie zu! Fragen Sie nach! Aber korrigieren Sie nicht, wenn ein paar Jahreszahlen vielleicht falsch sein könnten! Hören Sie die Musik aus der Jugend ihrer Pflegebedürftigen. Nutzen Sie es als Zeit zum Austausch, die Sie früher nie hatten!

Wichtigster TIPP:

Alleine schafft man das nicht. Das muss man wissen! 

Herzliche Einladung an alle "in und besonders südl...
 

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