Hören geht letztlich einfach - da brauchen wir NUR unsere Ohren.
Zuhören ist schon schwieriger, da braucht es mehr Eindrücke, die die Information durch die reinen Worte oder die laut, leise Stimmlage ergänzen.
Und wir „sprechen" auch mit unserer MIMIK, GESTIK und KÖRPERHALTUNG. Außerdem müssen wir die Informationen der WORTE interpretieren, zusammenfügen, also entsprechend analysieren: Etwas HERAUSHÖREN.
Aber das Wichtigste: ZUHÖREN braucht Zeit und ein unvoreingenommenes Herz sowie einen nicht bewertenden, urteilenden Verstand.
MOMO hört zu - das ist der tolle Verein, der diesen Münchner Zuhörerraum am Stephansplatz initiiert und geschaffen hat. Hier der LINK dazu. 40 ehrenamtliche Zuhörer:innen sind mit dabei und wechseln sich ab.
Für Michael Spitzenberger von „Momo hört zu" ist es sein Herzensprojekt. Warum? Er liebt es, Menschen zu verbinden. "Momo hört zu" schafft den Raum dafür. Er ist außerdem der Initiator von Brot am Haken und dem hey Spendierbrett, und sagt auf der Webseite:
„Alles, was am Ende bleibt, sind Beziehungen."
Wie recht er doch hat!
Den Zuhörraum haben TU Studenten innerhalb eines DesignBuild Projektes konzipiert und gebaut. Auf den Fotos sehen Sie: KLEIN ABER FEIN!
Und so beschreiben sie den Raum:
„Ein geschützter Ort des Zuhörens, in dem Zeit, Wertschätzung und Gemeinsamkeit geschenkt wird. Kostenlos und niederschwellig. Besucher:innen können aus ihrem Leben erzählen.
Was? Alles, was sie erzählen möchten. Alles, was ihnen auf der Seele liegt. Alles, was ihnen Freude macht.
Vertraulich und anonym. Wir geben keine Ratschläge. Wir hören bewertungsfrei zu. Menschliche Beziehung im Miteinander und Füreinander kann entstehen.
Wir laden dich herzlich ein, im Zuhörraum vorbeizuschauen.
Von Montag-Freitag von 12-18 Uhr sind wir für dich da. Wir freuen uns, dir zuzuhören."
Mit diesem LINK geht´s zu MOMO hört zu!
Ich finde den ungewöhnlichen Raum wirklich einladend und gelungen. Aber wer hört nun zu in diesem wunderbaren Raum? Manchen Menschen attestiert man: Du kannst so gut zuhören. Aber wenn man fragt, warum, dann fällt es oft schwer, das zu erklären:
Frau Marianne Weil (siehe Foto oben und unten) ist so eine tolle Frau! Sie arbeitet ehrenamtlich für Münchens Zuhörerraum am Stephansplatz 2 in der Münchner Innenstadt, und hat sich netterweise die ZEIT genommen, mir ein paar Fragen zu beantworten. Kennengelernt habe ich Frau Weil als Teilnehmerin meines Fachtags zur Lebensrückblicktherapie am 21.1.2025 im Evangelischen Bildungswerk München (LINK BLOG). Früher hatte sie die Stadtquartiersleitung für 14 Kitas. Ein verantwortungsvoller Job, der viel Menschenkenntnis erfordert.
Frau Weil erzählt, dass natürlich viele erst einmal neugierig um den Zuhörraum „schleichen", verständlich, denn das kleine Häuschen ist ungewöhnlich, und die meisten werden sich nichts darunter vorstellen können.
Natürlich sind die 40 ehrenamtlich Zuhörenden gut ausgebildet für diese Tätigkeit. Und auch Supervision steht auf dem Plan. Nur 4-5 von den ihnen sind "zuhörende" Männer. Über die Ursache können wir nur spekulieren, und ich verzichte hier auf die gängigen Klischees.
Für das ZUHÖREN gibt es klare Regeln:
„Wir geben keine Ratschläge! Und wir bewerten oder kritisieren nicht.", so Frau Weil.
Bei Suizidgefährung wird auf therapeutische Hilfe von anderer Seite aufmerksam gemacht. Auch hier liegt eine große Verantwortung, erkennen zu können, wann das notwendig ist.
Ich denke, dass allein die Präsenz dieses Zuhörraums viele Passanten dazu anregen wird, über ihr ZUHÖREN nachzudenken. Wem höre ich zu, wer hört mir zu? Sollte ich mehr ZUHÖREN? Aber jede(r), der sich den dort ehrenamtlich Zuhörenden anvertraut, ist ganz sicher sehr gut aufgehoben - davon ich bin ich absolut überzeugt!
PS
In Hamburg wurde vor vielen Jahren ein leer stehendes Kiosk zum Zuhörerraum umfunktioniert. Inzwischen gibt es mehr davon in der Hansestadt! Bereits 2020 habe ich meinem BLOG darüber geschrieben, hier der LINK zu meinem Blogbeitrag!
Marianne Weil ist eine ehrenamtlich "Zuhörende".
Hinter ihr die Espressomaschine! Auch das gibt´s im Zuhörraum.