
Allen meinen Kunden und Lesern wünsche ich von Herzen FROHE WEIHNACHTEN!Liebe GrüßeIhre Dagmar Wagner
Jetzt rückt der 24. Dezember immer näher, und hier noch ein weiterer Tip, dieses Mal für ein `besinnliches´ Weihnachtsgeschenk, nämlich die Biografie:
Marie des BrebisDer reiche Klang des einfachen Lebens
von Christian SignolVerlag UrachhausISBN 978-3-8251-7580-1
Christian Signol schreibt über das Leben der einfachen französischen Schafhirtin Marie des Brebis. Zwei Jahre vor ihrem Tod hat sie dem französischen Erfolgsautor ihre Lebensgeschichte erzählt. Beeindruckend ist, daß der Autor eine Sprache gefunden hat, so als ob Marie des Brebis das Buch selbst geschrieben hätte. Dieses Buch ist darum ein seltenes Exemplar, wie eine Biografie im allerbesten Fall geschrieben sein kann. Ich hatte immer das Gefühl, dass Marie des Brebis persönlich zu mir spricht. Eine Meisterleistung, wie ich finde!
Marie des Brebis hat auch eine Bemerkung über die aufkommenden Erinnerungen während des Älterwerdens gemacht:
„Manchmal wecken mich nachts Melodien und ich bekomme eine Gänsehaut. Und das immer häufiger; es ist also wahr, dass man im Alter immer weniger schläft. So kommen mir in der Geborgenheit meines kleinen Zimmers Melodien in den Sinn, die ich vergessen zu haben glaubte. Sie steigen nun von ganz allein wieder in meiner Seele auf, sodass mir die Tränen kommen. Ja, auch das gehört zum Älterwerden, und es kann schrecklich und auch wunderbar sein.“ (S. 83)
Ihr Vergleich von Melodien mit Erinnerungen sind reine Poesie, finden Sie nicht?
Vortrag:„Wie schreibe ich meine eigene Lebensgeschichte auf?“
Über die vielfältigen Möglichkeiten biografischen Arbeitens und eine neue Erinnerungskultur!
Datum: 20.1.2012Zeit: 19:30 UhrOrt: Altes Schulhaus Gemeindebücherei Berg Marienstrasse 9 82335 Berg Sie haben Fragen zu meinem Vortrag?Schreiben Sie mir gerne per Email oder unter Ihr Kommentar!Wer sich mit dem Gedanken einer persönlichen Biografie befasst, wird sich zwangsläufig fragen: wie packe ich oder der professionelle Autor mein ganzes Leben in dieses Buch oder diesen Film? Wo fange ich an, wo höre ich auf? Wie ist diese Fülle an Erlebtem zu bewältigen? Nicht wenige beginnen - verständlicherweise - an diesen ersten Überlegungen zu verzweifeln, manche gar geben hier bereits ihr Vorhaben wieder auf.
Zugegebenermaßen: 60, 70, 80, 90 gar 100 Jahre sind eine beeindruckende Zeitspanne. Aber sie ist zu bewältigen. Und zwar nicht, indem Sie die Ereignisse Jahr für Jahr aneinanderreihen. Vielleicht haben Sie bereits Biografien berühmter Persönlichkeiten gelesen, die sich ausschließlich im Bemühen um Chronologie verlieren. Viel Geduld und Ausdauer sind notwendig, sich durch so ein Buch zu kämpfen, der Lesegenuss oft eingeschränkt. Und meistens hat man am Ende die ganzen Fakten und Namen sowieso bereits wieder vergessen. Schade um all die Mühe und Liebe.Diese Form der Biografie vermittelt die Haltung, man könne ein Leben fassen, in dem man Tage, Wochen und Jahre wie auf einer Perlenschnur aneinander reiht! Doch wenn sich eine Lebensgeschichte in einer Aufzählung verliert, innere Anteilnahme an dem Geschehenen über weite Strecken verloren bleibt, wird es schlicht und einfach langweilig. Diese Erfahrung haben Sie sicherlich auch schon gemacht! Die reine Information darüber, wieviel Auszeichnungen man erhalten hat, sind tote Informationen. Wir empfinden sie als ungelebt. Erst wenn wir erfahren, wieviel Mühe notwendig war, um eine Auszeichnung zu erhalten, welchen Preis man vielleicht dafür zu zahlen bereit war, läßt uns aufhorchen. Jetzt wird es interessant. Die Ereignisse sollten immer einen Bezug zu unseren Gefühlen haben.
Was ist es also, womit man ein Leben fassen kann? Wie kann es spannend erzählt werden?
Zum Einstieg hier ein paar einfache Tips!
Stellen Sie sich schlichte Fragen: woran erinnern sie sich gerne, und woran eher nicht?
Was fällt ihnen spontan aus ihrem Leben ein? Schreiben Sie einfach alle Erlebnisse auf, die Ihnen in den Sinn kommen. Nur für Sie selbst, ohne perfekten Anspruch.
Bestimmt haben sich auf diese Weise schnell ein paar Geschichten angesammelt.
Je älter wir werden, desto schneller vergeht die Zeit!
Darüber scheinen wir uns alle irgendwie einig zu sein: mit zunehmendem Alter läuft uns die Zeit einfach davon. Empfinden Sie das auch so, oder ist das alles nur Einbildung? Gibt es denn eine Erklärung dafür? Ich möchte Ihnen heute zwei Gedankenansätze dazu vorstellen, ´mal sehen, was Sie davon halten.
ZEIT an sich gibt es gar nicht
Doch zuerst ein paar Worte zum Thema ZEIT. Das Wort ZEIT ist der am häufigsten gebrauchte Substantiv! Das überrascht Sie wirklich? Wenn ich mir überlege, wie oft ich den Satz höre "keine Zeit zu haben"...Allerdings birgt dieser häufig geäußerte Satz eine große Wahrheit, denn de facto können wir Zeit auch gar nicht besitzen, Zeit an sich existiert ja überhaupt nicht. Es ist eine vom Menschen eingeführte Masseinheit, ein künstliches Konstrukt also, ohne das zugegebenermaßen unser Leben komplett zusammenbrechen würde. Wir können ZEIT nicht sehen, riechen, fühlen, schmecken, hören, und deshalb schon gar nicht haben. Trotzdem sind wir zu Zeitsklaven geworden - aber vielleicht hat der ein oder die andere von Ihnen das auch besser gemacht! Aber jetzt zurück zu unserem Zeitgefühl, daß mit zunehmendem Alter die ZEIT schneller vergeht. Hier nun die beiden interessanten Erklärungsversuche:
1. Erklärungsversuch
Je länger wir leben, desto häufiger wiederholen wir die Tätigkeiten des täglichen Lebens. Zähneputzen, Aufräumen, Einkaufen, zur Arbeit fahren, Essen, die Haustüre abschließen. Unser Leben ist vorrangig von gleich bleibenden Handlungsabläufen bestimmt. Beobachten Sie einmal, wie oft Sie etwas ganz anderes, neues machen. Ihr Gang zum Auto, die Fahrt zur Arbeit - auch hier nehmen wir immer die gleiche Strecke - das Sandwich für die Mittagspause meistens vom selben Imbiß: unser Leben besteht vorrangig aus Wiederholungen, und zwar zu einem erschreckend hohen Anteil. Und weil wir diese Abläufe so gut kennen, sie sind uns sozusagen in Fleisch und Blut übergegangen, erleben wir all diese Dinge gar nicht mehr bewußt. Ja, wir fangen sogar an, diese Dinge zu ignorieren, sie brauchen unsere Aufmerksamkeit nicht mehr, denn sie sind Automatismen geworden, aber leider solche, die Zeit fressen.
Wir erleben diese unbewusst, und am Abend sitzen wir da, und fragen uns, was wir überhaupt getan haben.... Darum nehmen wir den Tag gar nicht mehr wahr. Unser Gehirn wird nicht gefordert, keine neuen Synapsen werden gebildet, im Gehirn läuft alles in altbekannten Bahnen ab. Scheinbar müssen wir unser Gehirn fordern, damit es neue "Verschaltungen" aufbaut, die auch unser Zeiterleben verändern. Abhilfe schafft hier nur Abwechslung zur Routine, und dafür müssen wir schon selber sorgen. Zumindest versuchen können wir es, indem wir - wo immer es geht - uns zu einer kleinen Abwechslung ermutigen. Probieren Sie es aus! Und lassen Sie mich bitte wissen, ob es funktioniert hat.
Die ZEITZEUGENBÖRSE e.V.Immer mehr Menschen entscheiden sich, ihre Erinnerungen weiterzugeben. Sie gründen Vereine oder Institutionen, mit Hilfe derer sie Erinnerungen strukturieren, dokumentieren und publizieren. So machen sie ihren Erfahrungsschatz einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Der Erfolg dieser unterschiedlichen Initiativen bestätigt ein bißchen meine Einschätzung, dass die Erinnerungen unserer älteren Mitbürger einen immer größeren Stellenwert in unserer Gesellschaft erhalten: das, was sie zu erzählen haben, wird immer öfter wertgeschätzt.
In meinem Blog möchte ich Ihnen diese Initiativen vorstellen, die sich die Verbreitung von Erinnerungen zum Ziel gesetzt haben.Ich beginne heute mit der ZEITZEUGENBÖRSE aus Berlin: 1993 in Berlin gegründet, arbeiten sie seit 1998 als unabhängiger gemeinnütziger Verein. Die Themen behandeln Berlin in der Weimarer Republik, Berlin in der NS Zeit, 2. Weltkrieg in Berlin, Berlin in der Nachrkiegszeit, Ostberlin und die DDR, Westberlin und Berlin nach der Wiedervereinigung.Die Ziele des Vereins
Zu den Zielen des Vereins zitiere ich aus dessen Webseite: "Die Zeitzeugenbörse e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat, den reichhaltigen Erinnerungs- und Erfahrungsschatz älterer Menschen an jüngere Menschen weiterzugeben und so den generationenübergreifenden Dialog zu fördern."Dies tut die ZEITZEUGENBÖRSE, indem sie Erinnerungen in unterschiedlichster Form zu diesen Themen sammelt, und in Form von Vorträgen, CD, DVD, Video, Bücher, Broschüren, Zeitzeugenbriefen und Interviews weitergibt.
Der persönliche Kontakt ist ihnen dabei besonders wichtig: Zeitzeugen besuchen Schulen, Universitäten, andere Bildungseinrichtungen und helfen Journalisten bei deren Recherchen - und zwar bundesweit. 200-250 Anfragen werden jährlich gestellt, circa 400 Zeitzeugen erfüllen diese auf ehrenamtlicher Basis. Nur die Fahrtkosten müssen erstattet werden, aber Spenden an den Verein sind natürlich immer willkommen.
Es hat mich interessiert, ob die ZEITZEUGENBÖRSE auch über Berlin hinaus aktiv ist, und habe darum im Büro des Vereins angerufen: die Antwort war beeindruckend. Herr Dr. Klaus Riemer, ein Beisitzer des Vereins, hat die ZEITZEUGENBÖRSE schon in New York, USA, vertreten. Dort wurden 14 Zeitzeugen in einer Fotoausstellung an der New York University vorgestellt. Dr. Riemer hat die Einladung der New York University gerne angenommen, und so die Erinnerungen des Vereins in die Welt getragen. Dieses Ereignis war kein Einzelfall: die Mitglieder der ZEITZEUGENBÖRSE war auch schon in anderen Ländern vertreten.Haben Sie vielleicht auch eine Idee oder ein Thema für eine Zeitzeugenbörse?
Und der Verein ist gerne bereit, eventuelle Nachahmer mit gutem Rat zu unterstützen, meint Eva Geffers, die erste Vorsitzende des Vereins, während unseres Telefonats.
Vielleicht nehmen Sie diese Initiative als Anregung. Überall gibt es Themen, ob lokal begrenzt oder von breiterem Interesse, die sich lohnen, mittels Ihrer persönlichen Erinnerungen festgehalten und öffentlich gemacht zu werden. Und es müssen nicht immer so historisch herausragende Ereignisse wie der zweite Weltkrieg sein. Das Heimatmuseum, oder andere lokale Vereine in Ihrer Nähe werden Ihre Initiative zu einem Thema aus der Region bestimmt mit großem Interesse aufnehmen. Denken Sie einmal darüber nach, diskutieren Sie mit Bekannten und Freunden. Denken Sie auch über die Möglichkeiten finanzieller Zuschüsse nach: sicherlich wird es entweder in Ihrer Gemeinde oder auf übergeordneter Kreisebene eine(n) Kulturbeauftragte(n) geben, an die sie sich mit Ihrem Anliegen wenden können. Dort wird man Ihnen auch Auskunft darüber geben, wo und wie Sie Gelder für Ihr Zeitzeugenprojekt acquirieren können. Nur Mut, es müssen nicht gleich Tausende von Euros sein, ein kleiner Zuschuss bringt Ihre Idee auch schon voran!